Vergebung – wenn du bereit bist, Schmerz loszulassen

Es gibt Verletzungen, die heilen mit der Zeit. Und es gibt solche, die sich nicht einfach schliessen – sondern tiefer sinken.
Wie ein stiller Knoten im Körper. Wie eine Geschichte, die wir immer wieder erzählen – manchmal anderen, oft nur uns selbst. Und manchmal erkennen wir: Es ist nicht der Schmerz, der uns gefangen hält. Es ist das Nicht-Vergeben.

Vergebung beginnt dort, wo du aufhörst, Recht behalten zu wollen

Das ist schwer.
Denn Recht behalten schützt. Es gibt Struktur, Bedeutung, Stolz. Aber es hält dich auch fest – in der Vergangenheit, im Groll, in der Ohnmacht.
Vergebung heisst nicht: Es war in Ordnung. Sondern: Ich bin nicht länger bereit, mein Leben davon bestimmen zu lassen.
Vergebung ist nicht für den anderen.
Sie ist für dich.

Aber wie, wenn es (noch) nicht geht?

Vielleicht spürst du den Wunsch zu vergeben – aber da ist noch Wut. Oder Enttäuschung. Oder ein Schweigen, das schon zu lange dauert.
Dann musst du nichts beschleunigen.
Vergebung ist kein Sprint. Sie ist ein leiser Weg zurück zu dir selbst.

Du kannst dich diesem Weg nähern. Nicht mit Zwang. Sondern mit kleinen Ritualen, die dich erinnern: Du darfst loslassen. Du darfst weich werden. Du darfst neu beginnen.

Zwei Rituale, die Vergebung nicht „machen“, sondern möglich machen

  • 1. Ho’oponopono – die Kunst des inneren Friedens

Es ist einfach. Und zugleich tief. Setze dich still hin. Spüre die Person, an die du denkst. Vielleicht ist es jemand, der dich verletzt hat. Vielleicht bist du es selbst.
Dann sprich langsam, nach innen oder laut:

Es tut mir leid.
Bitte vergib mir.
Ich danke dir.
Ich liebe dich.

Du musst nicht glauben, dass es wirkt. Du musst nichts fühlen. Nur wiederholen – wie ein Mantra, das dein Herz berührt, lange bevor dein Verstand bereit ist. Ho’oponopono ist kein Versprechen, dass du vergisst. Es ist eine Einladung, dich nicht länger zu verketten.

  • 2. Der leere Stuhl – und was gesagt werden will

Nimm zwei Stühle. Setze dich auf den einen. Lass auf dem anderen Platz nehmen, wer noch etwas in dir zurückhält: Ein Elternteil. Ein früheres Ich. Jemand, der gegangen ist. Jemand, der blieb. Und dann rede. Sag, was nie gesagt wurde. Laut. Wütend. Zärtlich. So lange, bis du spürst: Es wird stiller in mir.

Am Ende, wenn du bereit bist: „Ich lasse dich gehen. Und mich gleich mit.“ Steh auf und geh. Vielleicht ist es noch nicht vollbracht – aber ein Faden hat sich gelöst.

Vergebung ist nicht das Ende. Sie ist der Beginn deiner Freiheit.

Es braucht Mut, zu vergeben. Nicht den Mut, Schwäche zu zeigen – sondern den, nicht mehr zu kämpfen. Vergebung heisst: Ich will frei sein. Mehr als ich verletzt bleiben will. Und wenn du das spüren kannst, auch nur einen Atemzug lang – dann hast du begonnen.

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