Breathwork: Ursprung, Anwendung und Risiken der bewussten Atmung
Bewusstes Atmen kann Stress reduzieren, Emotionen regulieren und sogar das Bewusstsein verändern. Breathwork, ein Sammelbegriff für verschiedene Atemtechniken, hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen – sei es in der Therapie, im Sport oder als Mittel zur Selbstentwicklung. Doch woher kommt diese Praxis? Wann ist sie sinnvoll, und welche Risiken gibt es?

Woher stammt Breathwork?
Die bewusste Arbeit mit dem Atem ist keine moderne Erfindung. Ihre Wurzeln reichen Jahrtausende zurück:
• Yoga und Pranayama (Indien): Pranayama ist eine der ältesten überlieferten Atemtechniken und integraler Bestandteil des Yoga. Die kontrollierte Atmung soll Körper und Geist in Einklang bringen.
• Daoistische Atemmethoden (China): In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und im Qi Gong wird der Atem als Mittel zur Regulierung der Lebensenergie (Qi) genutzt.
• Schamanische Praktiken: Viele indigene Kulturen verwenden Atemtechniken in Ritualen zur Heilung und Bewusstseinserweiterung.
• Moderne psychologische Ansätze: Im 20. Jahrhundert entwickelten Therapeuten wie Stanislav Grof (Holotropes Atmen) oder Leonard Orr (Rebirthing-Breathwork) neue Atemmethoden zur Bearbeitung emotionaler Traumata.
Wann und warum wird Breathwork angewendet?
Breathwork findet Anwendung in vielen Bereichen:
- Stressbewältigung und emotionale Regulation
Regelmässige Atemübungen können das Nervensystem beruhigen und Stressreaktionen reduzieren. Studien zeigen, dass langsame, tiefe Atmung den Parasympathikus aktiviert und so für Entspannung sorgt.
- Persönliche Entwicklung und Spiritualität
Bestimmte Atemtechniken, insbesondere intensivere Varianten wie das holotrope Atmen, werden genutzt, um veränderte Bewusstseinszustände zu erreichen und tief sitzende emotionale Blockaden zu lösen.
- Sportliche Leistungssteigerung
Atemtechniken wie die Wim-Hof-Methode oder CO₂-Toleranz-Training werden gezielt eingesetzt, um die Sauerstoffaufnahme zu optimieren und die Regeneration zu fördern.
- Therapie und Trauma-Arbeit
Einige Therapeuten setzen Breathwork ein, um tiefsitzende Ängste oder Traumata zu bearbeiten. Die Methode kann starke Emotionen hervorrufen, weshalb sie nur unter fachkundiger Anleitung angewendet werden sollte.
Welche Risiken gibt es?
Trotz vieler positiver Effekte birgt Breathwork auch Risiken:
• Überwältigende Emotionen: Besonders intensive Atemtechniken können unterdrückte Emotionen an die Oberfläche bringen, was ohne therapeutische Begleitung herausfordernd sein kann.
• Hyperventilation und Schwindel: Schnelle oder tiefe Atmung kann zu einem Ungleichgewicht im Sauerstoff-CO₂-Haushalt führen, was Schwindel, Kribbeln oder sogar Ohnmacht verursachen kann.
• Nicht für jeden geeignet: Menschen mit Epilepsie, Herzproblemen oder Angststörungen sollten Breathwork nur nach Rücksprache mit einem Arzt praktizieren.
Risiken berücksichtigen und sanft starten
Breathwork ist ein kraftvolles Werkzeug zur Selbstregulation, birgt aber auch Risiken, wenn es unachtsam oder ohne Anleitung angewendet wird. Wer die Methode ausprobieren möchte, sollte mit sanften Techniken beginnen – zum Beispiel der 4-7-8-Atmung (4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen).
Wie bei jeder Praxis gilt: Nicht jede Technik ist für jeden geeignet. Es lohnt sich, mit Achtsamkeit und professioneller Begleitung herauszufinden, welche Atemtechnik den eigenen Bedürfnissen entspricht.